Nicht jeder weiß, dass die Bellunesischen Dolomiten als die Heimat des handwerklich gemachten Speiseeises gelten, der wohl beliebtesten Süßspeise und dem weltweit repräsentativsten Produkt des Made in Italy. Es ist eine alte, faszinierende Geschichte, in der sich Intuition und Tradition, Auswanderung und Unternehmergeist, Können und Armut so sehr vermischen, dass sie zu einem untrennbaren Bestandteil der Bellunesischen Identität werden.
Von hier aus begann Mitte des 18. Jahrhunderts die Auswanderung der Eismacher aus Zoldo und Cadore, durch die sich das Eisgeschäft in der ganzen Welt verbreitete: zuerst nach Österreich-Ungarn, dann nach Europa und schließlich auf alle Kontinente.
Ihnen ist die Verbreitung des handwerklich hergestellten Speiseeises und seiner Kultur auch außerhalb der wohlhabenderen Schichten zu verdanken. Damals war Speiseeis eigentlich nur für den Adel und wohlhabende Bürger bestimmt: Indem sie aber mit ihren typischen Wägelchen durch die Straßen zogen, zunächst in Italien und dann im Ausland, machten sie die Vorzüge dieses Lebensmittels für alle bekannt.
Lassen Sie uns nun ein wenig Geographie in diese Geschichte einbringen. Es geht um das Val di Zoldo und del Cadore, Gebiete, in denen sich die Zutaten für Speiseeis – Milch, Sahne, Eier und Beeren – in Fülle finden und die sich für die Kühlung eignen, da viel natürliches Eis und viele natürlich kühle Orte auch im Sommer, wie Höhlen und eiskaltes Bachwasser, vorhanden sind.
Das Speiseeis wurde in speziellen Fässern hergestellt, mit Eis und Salz gefroren und schließlich in Holzfässer umgefüllt, in denen es seine Festigkeit behielt. Es waren dieselben Gebiete, die sich neu erfinden und aus der lokalen Wirtschaftskrise herausfinden mussten, die durch die Erschöpfung der Eisenminen und den Niedergang Venedigs verursacht wurde. Der Weg von Bergleuten zu Eismachern war nicht einfach. Aber die Bewohner von Belluno sind entschlossene Leute, und der Erfolg, den sie vom rollenden Wägelchen bis zur Werkstatt vor Ort erzielten, machte das venetische Speiseeis in der ganzen Welt berühmt. Eisdielen mit klangvollen Namen wie Venezia, Dolomite, Gondola, Cadore entstanden und wurden im Laufe der Zeit zu einem Synonym für Produktqualität und die Verbindung von Tradition und Innovation.
Nicht nur die Geschichte, auch das handwerklich hergestellte Speiseeis ist Teil der Identität der Bellunesischen Dolomiten. Generationen von Eismachern, nicht nur in Val di Zoldo und Cadore, sondern auch in Alpago und Agordino, halten die Tradition mit einem Spitzenprodukt in den zahlreichen Eisdielen von Belluno und einer Reihe von Sonderveranstaltungen am Leben. Gelatiamo ist der Festival des Val di Zoldo, bei dem jedes Jahr die Kunst des handwerklich hergestellten Eises gefeiert wird. Im einzigartigen Panorama zwischen Pelmo und Civetta kann man Vorführungen von Eismachern beiwohnen, die mit restaurierten alten Maschinen vom Ende des 19. Jahrhunderts zeigen, wie man früher handwerkliches Eis herstellte. Aber auch Verkostungen, pädagogische Workshops für Kinder und die Herausforderung, einen Weltrekord an Eiskugeln in einer einzigen Waffel aufzustellen..
Die Internationale Ausstellung für handwerklich hergestelltes Speiseeis (MIG) findet jedes Jahr in Longarone statt, inmitten der Täler, die die Protagonisten dieser alten Geschichte sind. Sie wurde 1959 zum ersten Mal organisiert und ist die älteste Ausstellung für handwerklich hergestelltes Speiseeis in Europa.
Wer mehr über diese einzigartige Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart erfahren möchte, dem sei ein Besuch im MIM Belluno - Museo Interattivo Delle Migrazioni (Interaktives Migrationsmuseum) empfohlen. Dort gibt es einen Raum, der ganz dem Speiseeis gewidmet ist, mit Filmen, Bildern und Geschichten der Schlüsselfiguren.